Prix Jan Michalski de littérature 2011
György Dragomán erhält den Jan-Michalski-Literaturpreis 2011 für seinen Roman Der weiße König, der auf faszinierende und verstörende Weise aus der Sicht eines Kindes vom harten Alltag des Überlebens in einer Diktatur erzählt.
Mit fünf von sechs Stimmen hat die internationale besetzte Jury des Jan-Michalski-Literaturpreises sich im Jahr 2011 für den ungarischen Schriftsteller György Dragomán entschieden. Auf der Auswahlliste der Jury standen zuletzt sieben Autoren mit ihren Werken.
György Dragomán, 1973 in Siebenbürgen als Mitglied der dortigen ungarischsprachigen Minderheit geboren, lebt seit 1988 in Budapest. Seine Muttersprache ist das Ungarische. Sein Roman Der weiße König, in Ungarn 2005 erschienen, ist ein literarisches Meisterwerk, das der osteuropäischen Literatur neue Horizonte eröffnet hat.
Aus der Sicht eines elfjährigen Jungen beschreibt György Dragomán die finstere Atmosphäre in einem Land unter kommunistischer Diktatur, kurze Zeit nach der Katastrophe von Tschernobyl. Die sachliche Erzählstimme des Jungen, die zugleich atemlos wirkt, spiegelt auf sehr eindrückliche Weise die schleichende Anpassung und Unterwerfung wider, die psychischen Deformationen und Traumatisierungen innerhalb einer zutiefst verrohten Gesellschaft.
Die Präsidentin der Jury, Vera Michalski-Hoffmann, wird György Dragomán den mit 50’000 Schweizer Franken dotierten Jan-Michalski-Literaturpreis gemeinsam mit dem Gemälde Paysage avec Remparts (2001) von Olivier O. Olivier überreichen, in Erinnerung an den im vergangenen April verstorbenen Maler und Freund.
Neben György Dragomán wurden mit Sjón und Miguel Syjuco noch zwei weitere Autoren der Shortlist von der Jury besonders gewürdigt. Der isländische Romanautor, Dichter und Songtexter Sjón, geboren 1962, beeindruckte die Jury mit seinem Roman Der Schattenfuchs (2003), der bereits in viele Sprachen übersetzt und 2005 mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet wurde. Miguel Syjuco, 1976 in Manila geboren, verfasste seinen ersten Roman Die Erleuchteten (2008) auf Englisch. Er wurde ebenfalls bereits in viele Sprachen übersetzt. Syjuco erhielt dafür bereits mehrere Preise (Palanca Awards, Man Asian Literary Prize).
Die Besonderheit des Jan-Michalski-Literaturpreises liegt in seiner multikulturellen Ausrichtung. Er zielt auf eine internationale Anerkennung der Schriftsteller. Auch die Jury unter dem Vorsitz von Vera Michalski-Hoffmann ist mit Włodzimierz Bolecki, Nuruddin Farah, Georges Nivat, Ilija Trojanow und Fabienne Verdier international besetzt. Ab Januar 2012 werden Isabel Hilton und Yannick Haenel als neue Mitglieder dazustoßen. Die Mitglieder der Jury üben ihr Amt ehrenamtlich und unabhängig aus. Sie schlagen Werke aus ihren jeweiligen Sprachen vor und diskutieren darüber mit den anderen Mitgliedern während der Jurysitzungen. Die ausgewählten Werke werden, wenn nötig, in eine Sprache von allen Mitglieder beherrschte Sprache übersetzt. Nur bereits veröffentlichte und von den Mitgliedern der Jury vorgeschlagene Werke werden bei der Verleihung des Jan-Michalski-Literaturpreises berücksichtigt.
Terminplan des Jan-Michalski-Literaturpreises 2012
Bis zum 28. Februar 2012
Einreichung der Vorschläge durch die Mitglieder der Jury
November 2012
Abschlusssitzung der Jury und Wahl des Preisträgers
Verleihung des Jan-Michalski-Literaturpreises 2012
Zielsetzung der Fondation Jan Michalski pour l’écriture et la littérature
Die Jan-Michalski-Stiftung wurde 2004 in Erinnerung an Jan Michalski gegründet, um sein Wirken zugunsten der Literatur und des literarischen Schaffens fortzusetzen. Ziel der Stiftung ist es, auf vielfältige Weise die Literatur und das literarische Leben zu fördern, insbesondere durch die Gewährung finanzieller Unterstützung und die Organisation literarischer Veranstaltungen.