Bouquet du chantier

Ein Jahr nach der Grundsteinlegung nimmt die Maison de l‘Ecriture in Montricher – ein Ort, der ganz der Literatur gewidmet sein wird – unter ihrem Baldachindach sichtbar Gestalt an. Die ungewöhnliche Architektur verleiht der Maison de l‘Ecriture auch baulich einen unverwechselbaren Charakter.
Mit ihrer Vielzahl von Einzelgebäuden ist sie wie eine kleine Siedlung konzipiert, oder um mit Vincent Mangeat, dem Architekten des Projekts, zu sprechen : Die Maison de l‘Ecriture wird ein grosses Haus sein, das sich aus mehreren kleinen Häusern zusammensetzt. Die einzelnen Baukörper – entweder im Boden verankert oder am Dach aufgehängt, um einen besseren Blick auf die umgebende Landschaft zu ermöglichen – sind alle im Hinblick auf die verschiedenen Tätigkeiten der Fondation Jan Michalski entworfen, die sich ganz der Förderung der Literatur verschrieben hat.

Den Mittelpunkt dieses literarischen Zentrums bildet die Bibliothek, die sich über fünf Etagen erstrecken wird und vollständig eingerichtet rund 80’000 Bücher unterschiedlichster Weltliteraturen und Sprachen umfassen soll. Hinzu kommen zwei unterirdische Stockwerke, in denen zusätzlich noch bis zu 200’000 Bücher aufbewahrt werden können. Die zahlreichen Regale und umlaufenden Galerien werden allesamt aus massiver Eiche gefertigt sein, wodurch die betont moderne Architektur zugleich einen warmen Charakter erhält. Für die Schriftsteller werden dort in Erkern eigene Schreibräume vorgesehen sein und für die Besucher der Bibliothek bequeme Lesebereiche.

In der Nähe der Bibliothek wurden bereits ebenfalls die Räumlichkeiten für Ausstellungen sowie der angrenzende multifunktionale Veranstaltungssaal fertiggestellt. Diese Räume sind für eine Vielfalt möglicher kultureller Nutzungen entworfen – gemäss der Aussage von Vera Michalski-Hoffmann, der Präsidentin der Stiftung, dieser Ort wolle weltzugewandt und heiter sein, für alle Strömungen und Tendenzen offen, gleichzeitig aber auch von eigener kultureller Strahlkraft …

Für die Schriftsteller sind als Wohnräume am durchbrochenen Baldachindach aufgehängte Einzelresidenzen vorgesehen, von denen sich ein sicherlich schöpferisch inspirierender Blick über den gesamten Genfer See bietet.

Die Konstruktion der Maison de l‘Ecriture : eine technische Glanzleistung
Die bauliche Komplexität der Maison de l‘Ecriture erforderte umfangreiche Vorstudien und bedeutet in mehrfacher Hinsicht eine technische Meisterleistung.

Das Baldachindach : ein 3000 Tonnen schweres Gewebe mit Lochmuster
Das Dach des Bauwerks ruht auf insgesamt 96 Pfeilern von neun bis 18 Meter Höhe, die bis zu neun Tonnen schwer sind. Es erstreckt sich auf einer Fläche von 4500 Quadratmetern, mit einer Betondicke von 40 Zentimetern und wird von 270 alveolenförmigen Öffnungen durchbrochen. Für seine Verschalung wurde ein spezielles Abstützsystem von 650 Tonnen Gewicht eingesetzt. Die Konstruktion erforderte einen besonders dichten Bewehrungsstahl mit einem Gewicht von 300 kg/m3, was dem Vierfachen einer normalen Konstruktion entspricht. Unter diesem Baldachin werden die sechs „Hütten“ der Schriftsteller aufgehängt werden, außerdem ein Gemeinschaftskubus mit Küche, Esszimmer und Aufenthaltsraum sowie zwei Kuben mit den Büros der Fondation Jan Michalski. Das Dach steht unmittelbar vor der Fertigstellung.

Die Betonierung der im Boden verankerten Gebäude
Die Mauern der Bibliothek und des Ausstellungsraums, zweier  „im Boden verankerter“ Gebäude, haben eine Höhe von zwölf Metern. Um die grosstmögliche Qualität und Homogenität des Sichtbetons zu garantieren, wurden diese Mauern „in ganzer Höhe“ gegossen. Insgesamt waren zwölf Etappen nötig, um die 165 Megaliter Beton zu verarbeiten.

Ein umweltfreundliches Bauwerk
Umweltfaktoren und energiesparendes Bauen spielten bei der Planung eine grosse Rolle. Die Gebäude sind auf Energieautonomie ausgerichtet, was durch hochdämmende Isolierung, Passivenergie sowie ein ausgeklügeltes natürliches Belüftungskonzept der Räume ermöglicht wird. Für die Heizwärme sorgt eine Heizanlage mit Holzhackschnitzeln, die aus den Wäldern der Kommune Montricher stammen werden. Für den Stromverbrauch in den Gebäuden werden Photovoltaikplatten installiert.

Das Ende der Ausführungsarbeiten ist Im Verlaufe des Jahres 2013 geplant.